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Rätselkrieg an Schweizer Kiosken

Man kennt die Eidgenossen als friedliebendes Völkchen und doch wird der Schweizer Blätterwald seit etlichen Jahren mit allen Waffengattungen aufgemischt. Es herrscht Krieg im Heftchendschungel und jede noch so hinterhältige Waffe wird aufgefahren.

Gegenüber stehen sich zwei Rätselheftverlage, die um die lukrativen Plätze in den Regalen der Rätselmagazine streiten. Dabei waren die beiden Protagonisten einst Partner und haben den Schweizer Rätselmarkt geradezu neu erfunden. 2001 haben sich Thomas Küng und René Lehner als gleichberechtigte Partner zum Verlag KÜNG & PARTNER zusammengeschlossen und eine neue Art Schweizer Rätsel auf den heimischen Markt gebracht. Das erste Heft war auf Anhieb ein voller Erfolg und bereits einen Monat später folgte das zweite, der Schweizer RÄTSEL PLAUSCH - noch heute das bestverkaufte Rätselheft aus dem gemeinsamen Stall.

Der Verkauf stieg stetig an, die Fränklis rollten und in den besten Jahren erzielten die beiden Rätselmacher einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro. Bis sich irgendwann die Fronten verhärteten.

"Alles fing damit an, dass Thomas Küng auf die Idee kam, Rätselhefte unter seinem eigenen Namen heraus- zugeben, obwohl wir beide einen gemeinsamen Rätselheftverlag betreiben", bezeichnet René Lehner als das Ende des Schweizer Rätselfriedens.

Und wirklich: Anfang 2006 erschien das erste SUDOKU-Heft, das Thomas Küng unter seinem eigenen Namen in die Regale brachte. Sein Partner schluckte diese bittere Pille. Im Oktober 2006 wurde eine weitere Bombe gezündet: Thomas Küng reisst die Geschäftsleitung der gemeinsamen Firma an sich, leitet die Post zu sich um und teilt allen Kunden und Mitarbeitern mit, er sei nun der alleinige CEO. René Lehner fiel aus allen Wolken, begann aber schnell, sich aufzuraffen und zu verteidigen. Seine Waffe: der Bezirksrichter von Zürich. Dieser wies Thomas Küng am 8. Februar 2007 per Gerichtsurteil wieder in seine Schranken.

Aber der Krieg war bereits im vollen Gang. Küng blieb weiter der Angriff und er überhäufte seinen Partner mit einem halben Dutzend Gerichtsklagen. Nicht eine davon wurde zu Küngs Gunsten entschieden, aber sie zermürbten seinen Partner menschlich wie finanziell. Als Küng schliesslich auch noch 140'000 Franken aus der gemeinsamen Kasse klaubte, ohne dafür vom Verwaltungsrat berechtigt zu sein, eskalierte die Situation vollends und eine Trennung war unvermeidlich.Rätsel Express und Taschen Rätsel

Ende 2007 verbrannte schliesslich der gemeinsame Verlag auf dem Schlachtfeld und es entstanden daraus die KÜNG VERLAGS AG und die RÄTSELFACTORY AG - zwei neue Verlage ohne partnerschaftliche Verbindungen. Sollten endlich friedliche Wolken am Schweizer Rätselhimmel aufziehen?

Rätsel Plausch und Rätsel MagazinWeit gefehlt! Die Schlacht geht bis heute weiter, denn kaum waren die beiden Kriegsparteien getrennt, kopierte Küng die Hefte seines ehemaligen Partners und stopfte damit die Regale der Kioske voll. (Links die Hefte der RÄTSELFACTORY, rechts die Kopien des KÜNG VERLAGES.) Nun begann ein Verdrängungskrieg, der bis heute unerbittlich andauert.

Wir sind gespannt, was die Zukunft bringen wird, denn die Panzer rollen weiter.

Ulrich Körner, Aug. 2008
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